"Treue-Verbindlichkeit“

veröffentlicht in Monatsbrief

Im Januar 2014 starb der Japaner Onada im Alter von 91 Jahren. Was war an ihm so besonders?

Erst 29 Jahre nach Weltkriegsende legte er seine Waffen im Philippinischen Dschungel nieder. Er war dem Befehl gefolgt „sich niemals zu ergeben und bis zum Eintreffen von Verstärkung die Stellung zu halten.“ Auf Flugblätter, auf denen das Kriegsende verkündet wurde, reagierte er nicht. Erst 1974 als ihm sein Vorgesetzter befahl, die Waffen niederzulegen ergab sich Onoda.

War das Sturheit, Fanatismus, oder Gehorsam dem Befehl gegenüber? Man kann’s letztlich nicht sagen.

Aber es ist auf alle Fälle ein Bild dafür, was es heißt, an etwas dran zu bleiben und nicht aufzugeben.

Er glaubte nicht den Flugblättern, denn die konnten ein Trick des Feindes sein. Er vertraute letztlich nur seinem Vorgesetzten.

Und auch das kann eine Illustration für uns sein. Denn der Feind, unser Feind, will uns ständig klar machen, dass es nichts bringt Gottes Befehl treu zu sein, dass sich Seine Befehle und Ansichten inzwischen geändert haben und wir den Kampf aufgeben sollen.

Ist Kampf überhaupt ein christlicher Wert?

Neununddreißig mal spricht die Luther-Übersetzung allein im Neuen Testament von Kampf oder Kämpfen. Dabei werden Boxkampf, Ringkampf, Krieg, Kampf mit einem Gegner, strategisch Krieg führen als griechische Begriffe verwendet.

Das überwältigende Bild ist, dass das Christenleben wie ein Kampf, ein Kampf in einer Rennbahn ist und oft die Mitkämpfenden oder gegen uns Kämpfenden geistliche Wesen sind, nicht Menschen, dass wir also nicht gegen Menschen (die Bibel spricht da von „Fleisch und Blut“) kämpfen. Manchmal ist es auch ein Kampf gegen uns selbst, gegen den alten Menschen in uns, der uns zur Sünde verleiten will und oft ist es auch direkt ein Kampf gegen die Sünde. In Heb 12:4 lesen wir:

Ihr habt im Kampf gegen die Sünde noch nicht bis aufs Blut widerstanden.“
(Hebr. 12:4)

Jeder, der bei einem Wettkampf antreten will, weiß, dass ohne Training, Selbstüberwindung und Selbstverleugnung kein Sieg zu erringen ist.

Wenn also unser geistliches Leben im Sieg enden soll, dann gehört genau das dazu.

Der japanische Soldat sah nicht den Sieg seines Landes. Wir haben den Sieg schon vor Augen, bevor wir anfangen zu kämpfen. Denn den eigentlichen Sieg, den hat Jesus errungen. Und Er hilft uns, in diesem Sieg auch unseren persönlichen Sieg zu erleben.

Was es braucht, ist unsere Treue Ihm und Seinem Befehl gegenüber. Über die Treue haben wir uns auch in der vergangenen Predigtserie Gedanken gemacht.

Es ist natürlich, dass wir bei Treue zuallererst an die Beziehung von Mann und Frau denken. Aber Treue meint viel mehr. Treue soll zuallererst die Beziehung zu unserem Gott kennzeichnen, denn Er ist treu uns gegenüber.

Zum Thema Treue gehört das Thema Verbindlichkeit.

Die Treue bindet uns, macht uns verbindlich. In der Beziehung bei Mann und Frau mündet diese Verbindlichkeit in die Ehe.

In Bezug auf Jesus und Seine Gemeinde verbindet uns Jesus mit sich, mit Seinem Leib. Nicht umsonst ist das Bild der Ehe in Epheser gedeutet als ein Bild für Jesus und die Gemeinde.

In der Ehe sind wir in Tat und Wahrheit einander treu in guten wie in schlechten Zeiten. Wir halten zueinander, wenn es Krisen gibt, wenn Missverständnisse sich eingeschlichen haben, wenn unser Zusammenleben Alltag geworden ist, das Prickeln mal nicht da ist und die alltäglichen Aufgaben die Romantik in den Hintergrund drängen.

Wir sind für den Anderen verlässlich, halten uns an Abmachungen und Verabredungen.

Aber wir arbeiten auch an der Beziehung, sodass die Freude und die Liebe, so sie etwas weniger geworden sind, wieder entfacht werden.

In der Ehe lernen wir tagtäglich uns selbst zu verleugnen und für den Anderen zu leben, ebenso soll es auch in unserer Beziehung zu Jesus und Seiner Gemeinde sein.

Einer der Werte der Regiogemeinde ist Verbindlichkeit: wir sind verbindlich in dem, was uns als Gemeinde wichtig ist. Die gemeinsamen Gottesdienste, die Zugehörigkeit zu einer Kleingruppe, die Verbindlichkeit in unseren Diensten. Das macht Gemeindeleben lebbar und lebendig.

Über die erste Gemeinde lesen wir in Apg 2:42

Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten.“
(Apg 2:42)

Und weiter heißt es V46+47 „Täglich verharrten sie einmütig im Tempel und brachen zu Hause das Brot, nahmen Speise mit Jubel und Schlichtheit des Herzens, lobten Gott ...“ Die Konsequenz war„ … und hatten Gunst beim ganzen Volk. Der Herr aber tat täglich hinzu, die gerettet werden sollten.“

Diese Verbindlichkeit hatte Auswirkungen auf die Gemeinde und auf ihr Umfeld.

Manchmal wollen wir etwas kopieren, um dieselben Resultate zu bekommen, so als ob es ein mechanisches Prinzip wäre.

Aber das Verhalten der Gemeinde in Jerusalem war all das, was dem Willen Gottes entsprach, war das normale Gemeindeleben. Hier ist kein spezieller Trick oder besonderes Geheimnis dahinter.

Eine Gemeinde, die verbindlich lebt und handelt, wird die Frucht hervorbringen, die eine gesunde Gemeinde hat.

Verbindlichkeit bedeutete und bedeutet bis heute, dass man Prioritäten setzt. Was sind die wichtigsten Dinge im Leben eines Christen?

Wir priorisieren in unserem Zeitmanagement die Dinge die uns am wichtigsten sind.

Wenn wir die Zeit, die wir haben, als einen Eimer betrachten, der für alle gleich groß ist, dann hat dieser Eimer ein bestimmtes Volumen. Wenn wir die wichtigsten Dinge, die großen Brocken zuerst hineinlegen, dann sind die schon mal im Eimer. Aber dann ist zwischen den Brocken noch Raum und da legen wir die Dinge hinein, die kleiner sind, nicht die erste Priorität haben und danach kommen die noch kleineren etc.

Wie der Sand, der zwischen große Steine rieselt, finden auch die anderen, geringer wichtigen Dinge noch Platz. Und am Ende hat viel mehr in unserem Leben Platz als wir dachten.

Was also würdest du zuerst in den Eimer packen? Wo liegt deine Verbindlichkeit?

Jesus sagt in Math 6:33 „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Und dies alles wird euch hinzugefügt werden.“ Mit „dies“ ist Essen, Trinken, Kleidung, also die notwendigen Dinge des täglichen Lebens gemeint (vgl. V.31)

Das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit kommen also zuerst in den Eimer, alles was das Reich Gottes umfasst, was immer das auch in unserer jeweiligen Situation sein mag.

Verbindlichkeit beginnt also in der Planung, in der Entscheidungsfindung und wirkt sich dann im Alltag aus.

Immer wieder stellen wir fest, dass uns Termine durch die Lappen gehen, die dann ausfallen und Dinge nicht geschehen, nicht gelernt werden, nicht angesprochen werden, die notwendig gewesen wären, und die dann das Vorwärtsgehen bremsen.

Wir möchten uns alle mit diesem Artikel erinnern, dass wir gemeinsam unterwegs sind, und nur, wenn wir auch gemeinsam verbindlich sind, also miteinander verbunden sind, dann können wir auch gemeinsam vorwärtsgehen, was wir ja alle wollen. Wir wollen wachsen in Qualität und Quantität, wir wollen zu Jesus hinwachsen und wollen auch zur vollen Statur, zur Vollzahl, wachsen.

Wir wollen miteinander Jesus erleben und teilen“, das ist ja unser Vision-Statement. Das wird nur mit hingebungsvoller Verbindlichkeit möglich sein, wozu wir uns alle neu einladen möchten, gerade auch in die Ferienzeit hinein und darüber hinaus.

 

Foto: pexels.com/de-de/foto/hande-menschen-verbindung-gruppe-6146704/