Zeit für Fitness

veröffentlicht in Monatsbrief

Es ist erstaunlich, wie viele Home-Fitness-Geräte und Fitness-Zubehör in den letzten Wochen über unsere Discounter angeboten wurden. Warum? Na weil wir nicht raus können, nicht ins Fitnessstudio oder sonstige Einrichtungen gehen können, um uns körperlich fit zu machen.

Die Frage ist: Gibt es das auch für den inwendigen Menschen?

 In einem Podcast hörte ich, dass in Amerika die Wahrsager und Medien Hochkonjunktur haben; möglicherweise auch bei uns in Europa.

 Der Lockdown und die Ausgangssperre führen dazu, dass wir mehr sitzen. Aber nutzen wir die Zeit auch, die wir haben?

 

Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten.

(Apg. 2:24)

 

Neulich habe ich per Zufall eine neue Bibel gesehen: Die Basisbibel. Eine Bibel, die versucht Sätze die mehr als 16 Wörter lang sind zu vermeiden.

 Begründung: Damit sie auf den mobilen Medien besser gelesen werden kann.

 Ich habe sie mir angeschaut und mein Verdacht hat sich bestätigt. Sie ist leicht zu lesen, aber sie verliert an Tiefe - an der sprachlichen und gedanklichen Tiefe. Und sie ist, soweit mich meine Stichproben es sagen lassen, meiner Meinung nach, nicht immer wortgetreu.

 Sie soll den Menschen des 21. Jahrhunderts das Lesen der Bibel wieder zugänglich machen durch Vereinfachung. Das Ziel ist ehrenwert, aber ist es auch das Mittel?

 Wir möchten es einfach haben, oder?

 Man könnte auch sagen, wir möchten es bequem haben. Denn es ist bequem seine grauen Gehirnzellen nicht anzustrengen.

 Aber was ist die langfristige Konsequenz?

 Wir werden geistig träge, wir werden immer mehr zu praktischen Analphabeten, die nicht mehr in der Lage sind, einen Satz, der aus mehr als einem Hauptsatz besteht, zu erfassen und zu verstehen.

 Heute ist die Tendenz das Schriftgut den schwindenden Fähigkeiten anzupassen, statt die Fähigkeiten zu trainieren um das Schriftgut meistern zu können.

 Keine Religion hat so sehr die Bildung, durch die Alphabetisierung der Menschen vorangetrieben wie das reformatorische und nachreformatorische Christentum.

 Missionsgesellschaften waren bemüht, den Menschen, die sie mit dem Evangelium erreichten, dieses in ihrer Sprache in schriftlicher Form zu geben, so dass sie selbst lesen konnten. Dazu war es notwendig den Menschen lesen und schreiben zu vermitteln.

 Als Christen sind wir vor dem lebendigen Wort für das geschriebene Wort verantwortlich.

 Wir sind dafür verantwortlich, dass wir selbst es kennen, auch die längeren Sätze, die tieferen Gedanken, die komplizierteren Zusammenhänge meistern, um es in seiner Form und Gültigkeit zu erhalten und weiter zu geben.

 Wie können wir das erreichen?

 In dem wir uns der täglichen Disziplin des Bibellesens wieder neu widmen, unsere geistigen und dann auch geistlichen Muskeln trainieren.

 

Ich freue mich über dein Wort wie einer, der große Beute macht.
(Ps. 119:162)

  

 Ist einfach, einfach besser?

 Leichte Übersetzungen mögen uns den Weg ebnen. Aber wir dürfen nicht vergessen, wer vereinfacht, hat die gedankliche Arbeit für andere gemacht und hat auch seine eigenen mit hinein gepflanzt.

 Wenn wir dem, was Gott in seinem Wort sagen will, möglichst nahe kommen wollen, müssen wir uns auch möglichst nahe an den Text begeben, also eine möglichst wortgetreue Übersetzung wählen.

 Die Disziplin des Nachdenkens

 Im Psalm 1 heißt es:

Glücklich der Mann, der ... seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht!
(Ps. 1:1-2)

  Dieses Nachsinnen ist sicherlich ein Nachsinnen darüber, was es bedeutet, wie es gelebt werden kann und soll und was die Konsequenzen sind. Damit wir über Bedeutung und Konsequenzen Nachsinnen können, müssen wir den Text verstanden haben. Um das Evangelium zu leben, muss man es verstehen. Um von Jesus zu erzählen, muss man für sich verstanden haben, was das Wort über Ihn sagt. Dies alles bedarf des Nachdenkens über Gottes Wort.

 Lassen wir uns nicht verführen durch leicht zu lesende Bibel-Übertragungen oder Bibel basierte Romane, oder auch Bücher über die Bibel, ohne die Bibel selber zu lesen und uns ihr und ihrem Wirken auszusetzen.

 Am Ende ist es halt geistliches Fastfood, das zwar kurzfristig befriedigt, aber langfristig nicht wirklich nährt.

 Wenn wir mal an unsere Verständnisgrenzen kommen, können wir auch in der Gemeinde jemanden fragen, von dem wir denken, dass er uns weiterhelfen kann. Das fördert das gemeinsame Studieren der Bibel und das Nachdenken über sie.

 Und das bringt uns wiederum zusammen, was in dieser Zeit besonders wichtig ist.

 In diesem Sinne ein fröhliches Fitnesstraining.