Lasten tragen, wer will denn so was?

veröffentlicht in Sonntagsblog

Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Galater 6,2

Dieser Vers hört sich gut an: das gibt Hoffnung, dass wenn mir Dinge zu schwer werden, ich schon jemanden unter den Mitchristen finden kann, der mir hilft meine Last zu tragen. Aber wenn man sich dies genauer anschaut und es durchdenkt, dann kommt dabei heraus, dass man einfach seine Last auf einen anderen legt und der seine wieder auf jemanden anderen und dass derjenige Pech hat, der gerade mal eine richtig schwere Last bekommt. Ist das so gedacht?

Wäre ziemlich fies, oder?

Wir aber, die Starken, sind verpflichtet, die Schwachheiten der Kraftlosen zu tragen und nicht uns selbst zu gefallen.
(Römer 15:1)

Der Kontext macht deutlich, dass die Ausgangslage die folgende ist: „wenn ein Mensch von einem Fehltritt übereilt wird“, dann sollen die geistlich Denkenden, die zu einem geistlichen Urteil fähig sind, ihm zurecht helfen.

Sie sollen erkennen, dass er von geistlichen Ursachen und Mächten in die Sünde hineingetrickst wurde. Und deshalb sollen sie dann nach dem Grundsatz verfahren, dass alle bereit sind die Last des Gefallenen zu tragen, ihn zu tragen und ihm wieder auf die Beine zu helfen.

Es geht also nicht einfach um ein „Bäumchen wechsle dich“ der Lasten, sondern konkret um diese Situation. Denn im Vers 5 desselben Kapitels heißt es dann, dass jeder seine eigene Bürde tragen wird.

Last“ und „Bürde“ sind auch im griechischen unterschiedliche Begriffe. „Last“ ist das, was hart bis unmöglich alleine zu tragen ist. „Bürde“ ist z.B. die Fracht eines Schiffes. Kein verantwortungsvoller Reeder wird sein Schiff mit mehr beladen, als was es tragen kann, will er nicht Schiff und Ladung riskieren.
Daher ist die Bürde die dem Schiff, also in diesem Fall uns angemessene eigene Last, die wir tragen können und auch sollen.

Nehmt auf euch mein Joch, und lernt von mir. … mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht
(Math. 11:29a + 30):

Gelegentlich sieht man es durchaus an den Kindern, dass sie auch die geringste Last abladen wollen, mit der Begründung, sie könnten nicht. Aber es ist ihr Unwille, überhaupt etwas tragen zu wollen, dem in dieser Situation dann widerstanden werden muss und sie lernen müssen für ihre Dinge (die sie ja ursprünglich auch mitnehmen wollten) Verantwortung zu übernehmen.

Manchmal sind wir Christen wie die Kinder. Wir wollten etwas werden und dann wird es uns zu viel. Wir wollen es loswerden und signalisieren, wir könnten nicht mehr.

Wachstum bedeutet, sich seiner Bürde zu stellen, zu wachsen und stärker zu werden, um nicht nur die Bürde, sondern auch noch zeitweilig die Last anderer mitzutragen. Dazu möchte ich uns allen den Glauben, den Mut und die Zuversicht wünschen, sodass wir alle miteinander vorwärtsgehen können und Jesu Willen tun.

 

Foto von MART PRODUCTION /Pexels